Transhimalaya Tour mit Hans (unser Beiwagen)
Alles begann wieder einmal mit einem Anruf. Unser Freund und Tourteilnehmer W. fragte: “Shankar, Beiwagen für Enfield ist sicher kein Problem, oder?”
“Hmmmm… ahhh, also, hmmmm ja kein Problem, werden wir schon hinkriegen.” Und prompt buchten auch schon E. und H. eine Tour, die HimalayanDream Reise.
Relativ schnell musste ich mir eingestehen, dass ich erstens von Beiwagen wenig Ahnung hatte und dass mir zweitens in Indien alle davon abrieten. “Das ist ja ein Selbstmordgerät auf rädern“ zählte zu den prägnantesten Kommentaren. Aber versprochen ist versprochen, der Flug war gebucht und es gab kein zurück mehr.
Wie es das Schicksal wollte fand ich bald eine Firma, die in Bombay unter anderem Beiwägen herstellte und diese auch nach Europa exportierte, Kozi Wheelz. Diese begann alsbald damit, uns einen Maßgefertigten Beiwagen zu bauen. Einen Monat später war das Ding fertig (Rural Ural Model, ohne Antrieb) und wurde per Lastwagen nach Dharamshala, meiner Home Base verschickt. Unter Mühen schafften wir es, mit sechs Coolies (Trägern) das Ding in den Innenhof zu schleppen.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass in meiner Gegend weit und breit niemand in der Lage war, so einen Beiwagen auch mit einem Motorrad zu verbinden. So wurde die Kiste wieder verladen und 250 km weiter nach Manali verschickt, wo sich eine unserer Partnergaragen befindet. Einem Team aus vier Mechanikern (zwei vor Ort und zwei per Videokonferenz zugeschalten) gelang es schließlich, alles korrekt zu montieren.
Fertig zusammengeschraubt stand nun also die Enfield mit Beiwagen rechtzeitig zum Tourbeginn vor dem Hotel bereit. Wieder einmal staunte ich über dieses magische Indien, in dem vermeintlich einfaches manchmal mühsam wirken kann und wo sich dann aber manche Herausforderungen (fast) wie von selbst lösen.
Noch ahnte ich nicht, was für ein Hingucker so ein Beiwagen in Indien doch ist! Kinder konnten sich vom ganzen Winken am Straßenrand gar nicht erholen. Das Zulächeln der Passanten nahm schier kein Ende und einmal fuhr uns ein Herr ganze 40 Minuten lang nach, nur um mich zu fragen, ob der Beiwagen nicht zu verkaufen wäre. Das ganze war schier und einfach ein großer Erfolg! Natürlich muss hier erwähnt werden, dass Fahrer G. ein absoluter Profi war, was das Steuern dieses Dings auf den indischen Straßen betraf. Beifahrerin H. gilt auch alle Hochachtung, weil sie mit stoischer Ruhe stets die Landschaft genoss und auch dann noch gute Laune behielt, als die Schluchten des Himalayas von ihrem Seitenrad keine zehn Zentimeter mehr entfernt schienen.
Noch war das Abenteuer aber nicht vorbei, denn vor uns lag noch der gerade erst eröffnete Shingo Pass (5100m). Komplett ungeteert auf der einen Seite, haben mir alle abgeraden und gemeint, das schafft der Beiwagen niemals. Zugegeben - es war eine harte Fahrt. Ein paar mal musste die Beifahrerin auch aussteigen, damit wir weiterkamen. Als wir schließlich oben ankamen machten sich ungeahnte Glücksgefühle in mir breit. Wir hatten es geschafft!
Insgesamt 12 Pässe (darunter fünf Fünftausender) und 2019 km würde der Beiwagen bis zum Ende der Tour überwunden haben. Mitten auf der Reise wurde er plötzlich Hans getauft (“Wildschwan” auf Sanskrit”). Momentan erholt sich Hans noch von den Strapazen der Reise in Dharamshala, aber bald kommt er wieder zum Einsatz, er wird dort nämlich demnächst mit einem Kaffeeautomaten ausgestattet werden und bis auf weiteres im Kaffeehaus “The Other Space” zu bewundern sein.